Verschleiss des Bewegungsapparats muss nicht sein
24.04.2015
| Rückenschmerzen, Arthrose und Muskelschwund
sind in erster Linie dem eigenen Verhalten geschuldet. Gene spielen
nur eine nachrangige Rolle.
Weite Teile des körperlichen Verschleißes sind
fundamentalen Naturkräften verschuldet. Kräfte wie
Druck, Reibung und Zug treten vornehmlich bei der Benutzung des
Bewegungsapparats auf, wenn mechanische Vorgänge im
Körper in Gang gesetzt werden oder die Umwelt
äußerlich Widerstand bietet. Dessen
Abnutzung ist somit nicht in erster Linie genetisch aktiv
bewirkt, wenn auch Gene ein Schwinden der
körperlichen
Resistenz vorgeben (z. B. durch Vesiegen des Zellnachschubs wegen
Heyflick-Limit), sondern stellt sich eben erst bei dessen
Benutzung angesichts der Umweltbedingungen samt physikalischen Gesetzen
(z. B. Aufprallwirkung)
und angesichts der eigenen Verfassung ein. Konsequente Prophylaxe durch
Meiden von
irreparablen Belastungen sollte deshalb die Abnutzung des
Bewegungsapparates im Keim
ersticken.
Völliges Meiden von Belastungen ist
kontraproduktiv
Bewegungsfaulheit kann nicht die Lösung sein, denn
Bewegung
ist ein notwendig integraler Bestandteil des Lebens und hat
überdies positive Effekte für den Bewegungsapparat.
Überhaupt erst durch körperliche Belastungen
werden Skelettsystem, Muskeln, Sehnen usw. in ihrer
Widerstandskraft gestärkt, weshalb die sportliche
Betätigung
eine unverzichtbare Komponente der Vorbeugung
ist. Das Potential zur Stärkung
lässt im
Alter freilich nach, es wird dann aber selten
ausgeschöpft
und durch lebenlange Fehlbelastungen zusätzlich unterminiert.
Auf der anderen Seite ist gerade
langes
und monotones Sitzen überaus schädlich.
Verspannungen, Muskeldefizite und
Bandscheibenvorwölbungen sind noch reversibel, nicht jedoch
oder
allenfalls eingeschränkt Bandscheibeneinrisse, von
möglichen
Folgen wie Arthrose der kleinen Wirbelbogengelenke oder
Nervenschäden ganz zu schweigen. Auch
Haltungsschwächen durch
muskuläre Dysbalancen, die bereits Folgen eines
Bandscheibenvorfalls sein können, oder schlicht
verhaltensbedingte
Fehlhaltungen können Folgeerkrankungen nach sich ziehen.
Wiederum
kann auf diese Weise ein Bandscheibenvorfall begünstigt werden
– ein circulus vitiosus. Vonnöten sind: 1.
ergonomisches
Sitzen, d. h. auf die Eigenheiten der menschlichen Physis abgestimmte
Einrichtung des Sitzarbeitsplatzes, 2. dynamisches Sitzen, so dass
vielseitige Bewegungen integriert werden, 3. Sitzpausen, Abwechslung,
Ausgleich u. ä.
Belastungen richtig dosieren
Jenseits des Sitzens sind ebenfalls Ergonomie, Vielseitigkeit und
Meiden von Monotonie und Repetitivität gefragt. Mag Sport so
sehr den Ausgleich zum Sitzen bringen und den Körper
stählen, so sind ergonomisches Equipment
und entsprechende Technik bei der Ausübung unabdingbar (z. B.
korrekter Laufstil), wie auch vielseitige Bewegungen erfordernde
Sportarten im Vorteil sind (z. B. Badminton).
Schließlich sollte selbst dann noch eine
Ausgleichssportart in petto gehalten und eine Überlastung
gemieden werden. Lieber mal das Handtuch werfen, als einen Tennisarm
oder gar die Invalidität heraufzubeschwören.
Warmmachen, „Cool down“ sowie sportgerechte
Ernährung runden die Prophylaxe
ab.
Verchleißprophylaxe will gelernt sein
Analoges gilt für alle andern monotonen und repetitiven
Betätigungen, wie pausenloses Tippen auf der Tastatur oder das
Mausklicken, damit Schäden am Bewegungsapparat und
mögliche Folgen verhindert werden. Lohnenswert erscheint eine
Verhaltensschulung bereits im jungen Erwachsenenalter, beispielsweise
der Besuch einer Rückenschule oder die Schulung der
Wahrnehmung der Dynamik eigener Bewegungen (Propriozeption), um
Belastungssituationen richtig einzuschätzen und angemessene
Reaktionen einzuüben (z. B. Balanceübungen,
Sturztechnik usw.). Leider ist das die absolute Ausnahme, da die
Gefahren kaum zu vermitteln sind, wenn jemand noch gesund ist.